Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite
Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Jahrbuch Nr. 10 - 2006

Jahrbuch 2006

Inhalt

ImpressumChronik 1955
InhaltBrauchtum
VorwortVor 100 Jahen
Überlass es der ZeitAus der Schulchronik
Erinnerungen an den 2. WeltkriegZahlen
Rückblende 2005Wir blättern in alten Zeitungen
De Mensk un siene WeltDies und Das
Was war eigentlich 1995?Anmerkungen zu den Beiträgen
Klause in Geeste-VarlohQuellenverzeichnis

 

Leseprobe

Das Kriegsende 1945 im Geester Holte
Ein Geester erinnert sich

Am Vormittag des 6. April 1945 waren wir bei unseren “Erpelkuhlen” (Kartoffelmieten) bei den Sandkuhlen am Weg zu unserem Fenn (gegenüber der Einmündung der Straße “Im Holte” auf die Biener Straße) damit beschäftigt, Pflanzkartoffeln aus den Mieten zu holen.

Gegen 11:00 Uhr fuhren einige junge SS-Soldaten mit dem Fahrrad von Geeste in Richtung Biene. An jeder Seite des Fahrradlenkers hatte jeder eine Panzerfaust befestigt, also je Soldat zwei Panzerfäuste.

Zum Mittagessen, das immer pünktlich um 12:00 Uhr stattfand, waren wir zu Hause.

Als wir gerade am Tisch saßen, hörte man Motorengeräusche. Es waren vier englische Militärfahrzeuge, die aus westlicher Richtung kamen. Die Fahrzeuge konnten wir vom Küchenfenster aus sehen, wie sie auf unser Haus zukamen. Es herrschte natürlich Spannung.

Aber aufgrund der Gelassenheit unseres Vaters kam keine große Angst auf. Die Fahrzeuge stoppten vor unserem Haus.
 

Soldaten kamen mit ihren Maschinenpistolen im Anschlag ins Haus und fragten, ob Soldaten im Haus sind. Als das verneint wurde, haben sie sich noch im Haus umgesehen. Sie interessierten sich besonders für eine Giebelöffnung (ca. 12cm breit und 80cm hoch) an der Eingangsseite unseres zweigeschossigen Wohnhauses. Nachdem geklärt war, dass bei uns keine Gefahr für sie bestand, hielten sich die Soldaten mit ihren Fahrzeugen in der Nähe unseres Hauses auf. Von den Fahrzeugen aus herrschte reger Funkverkehr. Die Fahrzeuge hatten lange Funkantennen.

Am Nachmittag wurde uns mitgeteilt, dass ein Offizier in unserem Fremdenzimmer übernachten werde. In unserer “besten Stube” (Wohnzimmer) war schon der Tisch für den Offizier zum Abendessen gedeckt. Die Soldaten sollten auf unserem Heuboden oberhalb des “Pottstalls” übernachten. Die Leitungen der Funkgeräte waren schon von den Fahrzeugen zum Heuboden verlegt.

Auf den Offizier, der in unserem Hause essen und übernachten sollte, hatten wir vergeblich gewartet. Wir hatten uns an dem Nachmittag überwiegend im Haus aufgehalten. Weil das eine oder andere Fahrzeug immer mal wieder wegfuhr, hatten wir erst abends gemerkt, dass alle Fahrzeuge und Soldaten verschwunden waren und auch die Funkleitungen zum Heuboden nicht mehr da waren. Das Gedeck für den Offizier wurde zurückgelassen.

Es herrschte noch einige Tage Spannung. Niemand wusste, ob es zur Verteidigung auf deutscher Seite kommen würde. Seit einigen Tagen konnte man den Angriff der Artillerie auf die Stadt Lingen hören. Der Angriff erfolgte wohl von Schepsdorf aus über Ems und Kanal hinweg, da ja die Brücken gesprengt worden waren. Die englischen Militärfahzeuge, die bei uns eingetroffen waren, sind über die unbeschädigte Wachendorfer Brücke gekommen. Die hölzerne Dalumer Emsbrücke war gesprengt worden und für Fahrzeuge unpassierbar.

Die Kanalbrücke nach Osterbrock war ebenfalls gesprengt worden. In Osterbrock hatte eine deutsche Artillerieeinheit ihre Geschütze in Richtung Geeste in Stellung gebracht, um die Engländer aufzuhalten.

Zum Glück war es aber nicht zu Kampfhandlungen gekommen, weil man sich offenbar gegenseitig nicht ausmachen konnte. Später sahen wir dann, dass auf dem Geester Esch auf den Höhen zum Kiefernwald hin (östlich der heutigen Biener Straße), mehrere Schützenlöcher ausgegraben worden waren, die den Eindruck hinterlassen sollten, dass es eine Verteidigungslinie in Richtung Wald (im jetzigen Speicherseegebiet) verstecken können. Hinter dem Esch am Wald (Lüken Kamp) stand eine Scheune (Lüken Schott), in der die Soldaten wohl übernachteten. Manchmal kamen sie abends, wenn sie vermeintlich ungefährdet die Höfe im Holte aufsuchen konnten, um sich mit Lebensmittel versorgen zu lassen.

Nach einigen Wochen musste der damalige Bürgermeister Hermann Evers bekannt geben, dass sich alle Soldaten zu stellen hätten.

Gleichzeitig wurde von der Besatzungsmacht verfügt, dass im Falle der Nichtbefolgung der Bürgermeister erschossen würde. Die Soldaten konnten dazu bewogen werden, sich zu stellen.