Jahrbuch Nr. 9 - 2005
Impressum | Chronik 1954 |
Inhalt | Brauchtum |
Vorwort | Vor 100 Jahren |
Zum Geleit | Flurnamen in Geeste |
Aus der Geschichtswerkstatt | Zahlen |
Karpfenzucht in Geeste | Wir blätterten in alten Zeitungen |
Rückblende 2004 | Dies und Das |
Was war eigentlich 1994? | Anmerkungen zu den Beiträgen |
Hofkreuz Teipen | Quellenverzeichnis |
Leseprobe
Karpfenzucht in Geeste
Die Geester Fischteiche
Bedingt durch das stetige Wachsen der Bevölkerung in der Altgemeinde Geeste wurde es zu Beginn des vorigen Jahrhunderts erforderlich, das vorhandene Ödland im Osten der Gemeinde für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Daher “schlossen sich (1901) 16 Eigentümer der Ländereien im östlichen Teil der Geester Mark zu der Emsländischen Melorations- und Fischereigesellschaft mbH Geeste zusammen, deren Aufgabe darin bestand, geeignete Vorflut zu schaffen. Dies wurde durch einen etwa vier Kilometer langen Vorfluter erreicht.
Die tiefliegenden Flächen zwischen dem Sandrücken im Westen und dem Dortmund-Ems-Kanal im Osten wollte man der Fischerei nutzbar machen und setzte eine Fläche von rund 350 Hektar Größe unter Wasser, aus denen man durch Deichschüttung 25 Einzelteiche erhielt”. Die für die Fischzucht erforderliche Wassermenge wurde dem Dortmund-Ems-Kanal entnommen, vertraglich geregelt mit der Kanalbau-Verwaltung. Über den Fischteichableiter gelangte das Wasser in die Ems. “Planung und Leitung der Arbeiten lagen in den Händen des damaligen Geheimen Regierungsrates Recken aus Hannover, die Ausführung übernahm der Wiesenbaumeister Flerlage aus Osnabrück.
Zur Schaffung der gesamten Anlage gewährte der Staat eine Beihilfe von 47.999 Mark, und zusätzlich mußten Kredite in Höhe von 96.500 Mark von Geldinstituten und aus Privathand aufgenommen werden.
Sämtliche Zementrohre, Schleusenblöcke und dergleichen wurden von der Gesellschaft beschafft und ... per Achse von Lingen und Rheine herangeholt. Die ausgesetzten Jungfische gediehen in den Teichen recht gut, so daß eine reiche Fischwaid klingender Lohn für die Mühen war.
Im Laufe der Jahre ging jedoch der Ertrag zurück, und auch die durch die Meloration erschlossenen Ländereien warfen nicht mehr genügend ab, um Zinsen und Amortisation bezahlen zu können.
So entschloß man sich im Jahre 1912, etwa 1.000 Morgen Land einschließlich der Jagdnutzung ... an die Harpener Bergbau AG ... zu verpachten. Die restlichen Ländereien wurden von den 16 Gesellschaftern weiter unter Kultur genommen.
Als nun im Jahre 1932 das Gut Geeste von der Harpener Bergbau AG an die Siedlungsgenossenschaft (Emsland) weitergegeben wurde, fielen die Fischteiche durch vorzeitige Pachtauflösung wieder an die Gesellschafter zurück. Die Teiche wurden nun wiederum verkleinert und das gewonnene Land” fiel an seine Eigentümer zurück; außerdem wurde eine Siedlerstelle errichtet.
Die verbliebene Teichfläche konnte einschließlich der Jagdnutzung an Joachim von Davier verpachtet werden. Die Unterhaltung der Durchlässe unter der Bundesstraße 70 und des Hauptvorfluters ging an die Gesellschaft über. Nach Ablauf des Pachtvertrages wurde em Pächter vom Pachteinigungsamt Meppen eine fünfjährige Pachtverlängerung zugebilligt, die im Jahre 1950 auf weitere drei Jahre verlängert wurde.
Mitte der fünfziger Jahre wurden die Teiche trockengelegt und anschließend landwirtschaftlich genutzt. Bei der Verteilung der Teiche fiel Teich 1 an den Bauern Bruns, der, da das Land sehr naß war, wieder einen Fischteich errichtete. Nicht allein die Freude am Fischen bewegte Bauer Bruns zu dem Entschluß. Auch ein Stück schöner Landschaft, wie er sie in seiner Jugend” gekannt hatte, sollte “am Rande des Verkehrs der Bundesstraße 70 wieder entstehen.
Vorbedingung zur Ausführung des Planes war jedoch die “Sanierung “des Dükers vom Dortmund-Ems-Kanal unter der B70 zum Teichgelände.”
So konnte die zwölf Hektar große Fläche schon bald wieder unter Wasser gesetzt und mit Fischen besetzt werden.
Für den Naturfreund war es eine große Freude, das altbekannte Bild der Wasserfläche wieder zu sehen, auf der sich schon bald zahlreiche Vogelarten einstellten.
Seit dem Jahre 1988 ist dieser Teich Teil des 50ha großen Feuchtbiotops am Speicherbecken. In diesem Naturschutzgebiet finden auch zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tierarten ungestörte Brutzonen und Lebensraum.