Jahrbuch Nr. 5 - 2001
Inhalt | |
Vorwort | April |
Zum Geleit | Großkampftag an der Schleuse Varloh |
Autobahnkapelle eingeweiht | "Biener und Geester Grenzfehde" |
Die Vredevort | Chronik 1950 |
Rückblende 2000 | Vor 100 Jahren |
Die Jägerschaft Geeste | Dies und Das |
Freiwillige Feuerwehr Geeste-Osterbrock | Bernhard Iben berichtet |
Die alte Friedhofskapelle | Use Tell sien Stert |
Aus der Geschichtswerkstatt Geeste | Anmerkungen zu den Beiträgen |
Pastor von der Haar berichtet | Wir blätterten in alten Zeitungen |
Was war eigentlich 1990 | Quellenverzeichnis |
Leseprobe
Die Vredevort Von Lisa Borker
Auf halben Wege zwischen Dalum und Geeste stand an einer Emsfurt die Vredevort.
Diese Burg lag nicht direkt an der jetzigen Emsbrücke,
wie man vermuten könnte, sondern etwa 300 Meter flussabwärts auf der östlichen Seite. An jener Stelle befand sich über lange Zeit eine Furt. Es war dort eine seichte Stelle in der Ems, durch die ein alter Verkehrsweg für Mensch und Tier führte - besonders für die Ochsentransporte von Dänemark zur Grafschaft Bentheim und weiter nach Holland.
Zwei alte Flurbezeichnungen, die noch heute im Grundbuch aufgeschrieben werden, “die Borg” und “Ossfort” geben Zeugnis von der Existenz der Burg. Der Name “Vredevort” benennt die Aufgabe der Burg: sie sollte für Frieden (Vrede) an der Furt (Vort) sorgen.
Die Vredevort wurde im 14. Jahrhundert gebaut. Drei Urkunden geben Auskunft über Besitzer, Bau und Lebensverhältnisse der damaligen Zeit.
Am 30. Juli 1379 bestätigt der Knappe Nikolaus von Langen (Claves van Langen), dem Bischof Botho von Münster, dass er von ihm die Erlaubnis erhalten habe, in der Bauernschaft Geeste (Gheyst) im Geesterholte, im Kirchspiel Meppen eine Burg erbauen zu dürfen mit einem Haus und einer Wohnung und Befestigungen nach seinem Gutdünken. Der Name der Burg sollte `Vredevort`sein.
Die Burg wird als erbliches Lehen des Bischofs angenommen. Mit dem Lehen übernimmt Nikolaus von Langen auch die üblichen Lehenspflichten, die in der o.g. Urkunde säuberlich aufgelistet werden und Nachfolgendes enthalten:
Die Burg muss dem Bischof und seinen Verbündeten immer offen stehen.
Sollte dem Burgherrn durch einen Untertan des Stiftes Münster ein Unrecht geschehen, so sollte er zuerst vor dem Bischof klagen. Erhalte er dort innerhalb von sechs Wochen keine Hilfe, so dürfe er selbst von der Burg aus seine Ansprüche verfolgen. Durch diese Eigenmächtigkeit sei die Pflicht des Burgmannes nicht verletzt.
Diese Verpflichtungen übernehmen nach dem Tod des Burgerbauers seine Söhne Herbord und Engelbert. Sie bestätigen das in einer Urkunde an den damaligen Bischof von Münster am 11. Mai 1382.
Die Förderung der Vredevort durch den Bischof lässt sich zweifach erklären: einmal konnte die Burg durch ihren Standort nahe der Lingen-Tecklenburgischen Grenze sein Gebiet an dieser Stelle schützen, zum anderen gab der Schutz der Viehtransporte Grund zum Bau.
Das Geschlecht derer von Langen war eine angesehen Familie, die sich durch stetige Vermehrung ihres Besitzes hervortat. Ihr Wappen, die geöffnete Schafschere, findet man an vielen Stellen im Emsland.
Im Jahre 1380 übernahm Nikolaus von Langen die Bauerngüter “Reyners Haus” zu Emmeln und “Toleken” und “Belemanns” Haus in Lehrte (Bokeloh) vom Bischof in Münster für 100 Mark als Lehen der Burg Vredefort. Daran war die Bedingung geknüpft, dass beim Verlust der Vredefort oder beim Auflösen der Erbschaft andere Güter im Werte von 100 Mark dafür als Lehen übernommen werden sollten. Für den Bau der Vredefort selbst hatte der Bischof 300 Mark gestiftet.
Die Mark des 15.Jahrhunderts ist jedoch nicht identisch mit der des 20.Jahrhunderts. die Kaufkraft der damaligen Mark lässt sich an nachfolgenden Angaben bei Diepenbrock ablesen. Dieser schreibt, der Graf von Tecklenburg habe im Jahre 1358 in Geeste 60 Kühe im Wert von 50 Mark und in Dalum 1005 Schafe im Wert von 120 Mark geraubt.
Die Nachkommen von Nikolaus von Langen erwarben 1390 den Hof zu Meppen und lebten später möglicherweise, durch die Zerstörung der Vredevort, auf der Kreyenburg bei Lehrte.
Die Vredevort hat nicht lange gestanden. Sie wurde total zerstört. Die genauen Umstände sind nicht bekannt. Wahrscheinlich fiel sie den Raubzügen des o.g. Grafen von Tecklenburg zum Opfer, der im 14.Jahrhundert plündernd und raubend durch das Emsland zog.
Ein Dokument vom 25. Oktober 1400 gibt einen Friedensvertrag zwischen dem Grafen Claus von Tecklenburg und dem Bischof von Münster bekannt. Hier wird das zerstörte Schloss “Vredevort” erwähnt. Der Graf verzichtet darauf und gibt dem Bischof oder dem Stift des Recht, die Burg wieder aufbauen zu dürfen. Dies ist nie geschehen.
Leider sind von der alten Burg kaum noch Spuren zu finden. Es gibt weder Zeichnungen noch Bilder, die über die Art und Größe der Gebäude etwas aussagen. Einzig der Ausdruck “tymmeren” in der Urkunde lässt darauf schließen, dass beim Bau Holz oder Fachwerk Verwendung gefunden haben. Reste des Burggrabens sind etwa 300 Meter nordöstlich der Emsbrücke zu erahnen. Dort befindet sich noch jetzt ein langgestreckter tiefer Kolk. An der Südseite des wahrscheinlichen Burggeländes liegt eine 3 Meter breite Schlucht, die ebenfalls ein Teil des Burggrabens gewesen sein könnte.
Das Flurstück, die “Borg” , ist ein ca. 64x52m großes, höher gelegenes Gebiet, das überschwemmungssicher angelegt war und so immer geschützt werden konnte.
Als einzige Zeichen für ein Leben auf der Burg mag man ein paar Lilien ansehen, die eindeutig vor langer Zeit dort gepflanzt wurden und noch Jahr für Jahr am alten Burggraben neu erblühen.